Dirndl, Tracht und das Allgäu

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Dirndl, Tracht und das Allgäu.

Dirndl, Tracht und das Allgäu, ein Satz, der einem suggeriert, so ganz ohne Tracht geht es bei uns offensichtlich nicht. Nun gut, gelegentlich kommt man offensichtlich nicht daran vorbei, sich das ein oder andere Trachtenoutfit anzuschaffen oder zu leihen. Dirndl, Tracht und Lederhosen auf Bier- und Oktoberfesten sowie traditionelle Events sind fast schon ein Muss. Einige Besucher und auch Einheimische leihen sich eigens für diese Festivitäten ein geeignetes Outfit aus
Zudem gibt es bei uns in der Gegend auch „Trachten-Hochzeiten“, mit einem Großteil an Gästen, die in Tracht gekleidet sind. Im Vereinsleben wird hierzulande die Trachtenmode, insbesondere die traditionelle Tracht, gelebt. 
Hierbei denke ich z. B. an den Westallgäuer Heimat- und Theaterverein in Scheidegg.  Das Trachtenoutfit aller Mitglieder ist eine typische, traditionelle Tracht.
Vornehmlich die „Radhaube“ der Mädchen und Frauen ist ein Hingucker. Jede Haube ist ein Unikat und wird von einigen der Frauen mit Liebe und Handwerkskunst selbst gefertigt!

Wenn ihr mich fragt, dann ist: Dirndl, Tracht und das Allgäu eine Art Slogan, der für unsere Gegend sehr aussagekräftig ist.

Augenblick der Verzweiflung

Als ich damals, vor 20 Jahren, zum ersten Mal aktiv im Chorgesang mitwirkte, war klar, ein Dirndl musste her. Denn all die Konzertauftritte fanden zumindest im ersten Teil des Konzertes in Tracht statt. Natürlich hatte man auch immer die Möglichkeit, sich für solche Termine einmalig ein Dirndl/Trachtenkleid zu leihen. Jedoch kam dies für mich, als „Bohnenstange“ (wie mich meine damaligen Schulkameraden nannten) nicht infrage. Zu jener Zeit kaufte ich mir mein erstes Dirndl in einem nahegelegenen Geschäft. Doch ich fühlte mich nicht wohl. Ein Problem, mit dem ich als große Frau schon immer zu kämpfen hatte, war mein langer Oberkörper. Das Oberteil schloss nicht mit meiner Taille ab, sondern oberhalb. Dies gefiel mir überhaupt nicht. Meine Beine – ohnehin schon lang genug – wirkten dadurch noch länger.

Hin oder her, es passte nicht zu mir. Ein paar Jahre später begann ich, mich mit der Trachtennäherei zu befassen.  Ich schneiderte mir einen Trachtenrock und Schürze und kaufte mir ein Mieder dazu. Damals traute ich es mir bislang nicht zu, ein Mieder zu nähen. Aber auch dieses Mieder bereitete mir kein wirkliches Wohlfühlgefühl. Es war abermals zu kurz. Das ist das Los der großen Frauen.

Im Jahre 2012 fasste ich endlich den Mut, mir ein Trachtenkleid zu nähen (Rock, Schürze und Mieder). Nun, was soll ich euch sagen? Ich hatte sehr viel Spaß am Nähen von Trachtenmode und die Historik, Tradition und Geschichte fesselte mich immer mehr. Fortan schneiderte ich mir verschiedene Trachtenmieder und die dazu passenden Schürzen.  Auch Stickereien gehörten dazu (allerdings mit der Nähmaschine).  Einmal wollte ich es wissen. Während ich mich viel mit der traditionellen Trachtenmode befasste, fielen mir die wunderschönen Steppmieder ins Auge. Sie ließen mich nicht mehr los. Das musste ich unbedingt selbst einmal probieren! Und zwar so, wie es sie früher genäht wurden, nämlich mit Peddigrohr (Stärke 2 mm).

Es war eine Wahnsinns Arbeit! Doch bin ich heute noch sehr stolz darauf, dass ich mich überhaupt getraut habe, diese Art von Miedern zu nähen. Dieses Mieder besitze ich immer noch, jedoch kann ich es nicht mehr tragen. Der Nachteil dieser Mieder aus Peddigrohr, es ist wirklich sehr, sehr steif und teilweise unangenehm vom Tragegefühl; zudem sollte man es regelmäßig tragen, damit die Körperwärme das Peddigrohr geschmeidig hält. Lässt man es mehrere Monate liegen, so wie ich es tat, dann trocknet das Peddigrohr aus und bricht. Jedoch alleine schon anhand des Versuches zu erfahren, wie die damaligen – so manch traditionelle Trachtenkleider werden auch heute noch aus Peddigrohr hergestellt – Trachtenmieder genäht wurden, war es das alles wert.  

Meine nachfolgenden Mieder, die ich mir schneiderte, waren Mieder mit Schnurstepperei, zu sehen unten auf den beiden Bildern.
Übrigens ist dies das Scheidegger-Wappen! Ich bekam die Erlaubnis der Gemeinde Scheidegg, dieses Wappen auf die Trachtenmieder sticken zu dürfen. Zu meinen genähten Trachtenröcken, Schürzen, Mieder (insgesamt 6) gehören auch noch Trachtenjacken. Ich liebe meine Trachtenkleider.