Darf ich ihn streicheln?

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Eine Frage, die mir mehrmals in der Woche gestellt wird.

Glücklicherweise werde ich inzwischen gefragt, wenn ich mit Nikan unterwegs bin. Im Besonderen die Kinder sind sehr höflich und fragen. Als Nikan noch ein Welpe war, schien es fast so, als müsse man es über sich ergehen lassen, dass Nikan von jedem gestreichelt wird.

Und genau zu dieser Zeit machte ich den größten Fehler, indem ich mir damals nicht zutraute, mit den Leuten zu kommunizieren. Nikan mochte es von Beginn an nicht, doch musste er es über sich ergehen lassen. In meinem Bericht: „Nikan im Dauerstress“ erzähle ich detailliert darüber.

Ihr Hund sieht so niedlich und süß aus…

…“ich bin ohne meinen Hund auf Reha und vermisse ihn so sehr, da würde ich so gerne Ihren Hund streicheln…“
Solche Sätze bekam ich in den vergangenen 5 Jahren häufiger zu hören (bei uns im Ort sind mehrere Kurkliniken). Ich kann sehr gut verstehen, dass es für den ein oder anderen Hundehalter fast schon eine Qual sein muss, ohne seinen Hund auf Reha zu gehen. Mehrere Ärzte wollte mich aufgrund meiner Autoimmunkrankheit schon mehrmals zur Kur schicken, doch habe ich mich bisher erfolgreich wehren können. Wenn es wirklich notwendig sein sollte, dann nur mit Hund! Obwohl dies für den Hund wahrlich keine angenehme Variante sei, dies habe ich mir von mehreren Menschen erzählen lassen. Denn auf einer Reha gibt es pro Tag etliche Anwendungen und der Hund wäre somit viele Stunden alleine im Zimmer. Nein, das möchte ich meinem treuen Vierbeiner wahrlich nicht antun; da verzichte ich lieber. Ob mit oder ohne Hund, ein Kuraufenthalt hatte mich bisher noch nie gereizt, im Gegenteil, das ist nichts für mich.

Aber nun wieder zurück zum Thema. Der Großteil an Passanten, die uns täglich über den Weg laufen, finden meinen Nikan ( überhaupt den Australian Shepherd ) süß, niedlich und so lieb! Nun, das mag sein, dass der Aussie auf viele Menschen diesen Eindruck macht. Doch ist das auch wieder reine Geschmacksache. Es gibt Menschen, die können mit dieser Rasse überhaupt nichts anfangen.

Dennoch, ob lieblich, süß oder Ähnliches, dies sollte kein Freibrief sein, dass sich der Hund von jedem streicheln lassen muss! Leider war ich viel zu lange in dieser Hinsicht verunsichert und traute mich kaum, den Menschen Einhalt zu gebieten.

Kommunikation ist ein Muss für jeden Hundehalter

Als Hundehalter habe ich die Pflicht, meinen Hund vor jeder erdenklichen, für ihn unangenehmen Situationen zu beschützen! Inzwischen ist meine Unsicherheit diesbezüglich vollkommen verflogen und ich reagiere dementsprechend. Nikan ist seither ein ausgeglichener und zufriedener Aussie, der natürlich gelegentlich gerne seinen Dickkopf durchsetzen möchte, sprich liebend gerne mit mir diskutiert, aber das ist eine andere Sache.

Tatsächlich gibt es immer noch Menschen, darunter auch Erwachsene, die zielstrebig auf uns zusteuern und Nikan streicheln wollen. Doch dieses Verhalten erkenne ich sofort und stoppe es, indem ich gleich zu verstehen gebe, dass Nikan dies nicht mag, denn jeder Hund hat Respekt verdient, ob lieblich oder nicht!

Vor ein paar Wochen begegnete mir eine bekannte Frau, ( wir begegnen uns öfter in der Woche) und sie fragte mich höflich, ob sie ihn streicheln könne. Sie ist komplett vernarrt in Nikan. Ich sagte ihr:“ Wissen Sie, was?“ Wir lassen es auf einen Versuch an. Sie bleiben stehen, sprechen Nikan an, und wenn er gerne von Ihnen gestreichelt werden möchte, dann wird er auf Sie zukommen.“ Gesagt, getan. Und was war das Resultat? Nikan lief ein paar Schritte zur Seite, drehte dieser Frau den Rücken zu und legte sich in Platz. Er nahm keine Notiz von ihr. Dies war sehr eindeutig. Natürlich war die Frau im ersten Moment etwas enttäuscht, jedoch hatte sie volles Verständnis.

Mit einem Maulkorb die Menschen „einschüchtern“

Es gibt Hundehalter, die sind der Meinung, dies würde gelegentlich mit einem Maulkorb einfacher ablaufen.
Tatsächlich betrachten viele Menschen einen Hund, der einen Maulkorb trägt, mit Argwohn und machen einen großen Bogen um ihn. Sie werden dadurch verstärkt ignoriert und keiner verspürt den Wunsch, solch einen Hund streicheln zu wollen. Derlei Hundehalter meinen, die Menschen würden damit ihren Hunden den gewünschten Respekt entgegenbringen.

Ich frage mich hierbei, warum muss man zu solchen Mitteln greifen? Meines Erachtens sollte jeder Hundehalter in der Lage sein, – um seinen Hund zu schützen und ihm den entsprechenden Respekt entgegenzubringen –, mit den Menschen dementsprechend kommunizieren zu können. Auch ich habe dies lernen müssen. Wie ich bereits erwähnte, zu Anfangszeiten war ich in dieser Sache ebenfalls unsicher. Aber auch aus dem Grund, da es immer wieder hieß, man müsse dem Hund jeden Sozialkontakt zumuten können.

Ob dies aus Gründen der Unsicherheit geschieht, oder weil Menschen jeglichen Kontakt zu fremden Menschen meiden, dies mag in diesem Fall gleichgültig sein. Denn hier steht in erster Linie der Schutz des Hundes im Vordergrund.

Wann ist das Tragen eines Maulkorbes vonnöten?

Es gibt tatsächlich mehrere Gründe für einen Maulkorb. Wir haben uns vor zwei Jahren einen Maulkorb zugelegt, für den Fall der Fälle. Sprich, wenn wir besondere Wanderungen planen (z. B. Österreich, Schweiz), da wird in bestimmten Gebieten der Maulkorb verlangt, wie in der Straßenbahn, Seilbahn usw.

Der Hauptgrund jedoch, warum ein Hund einen Maulkorb trägt, ist der, weil dieser aggressiv ist und gerne auf andere Hunde sowie Menschen losgeht. Wir haben leider so einen großen und aggressiven Hund in unserer Gemeinde. Er hat erst vor ein paar Wochen, schon zum zweiten Mal hinterrücks und ohne Vorwarnung Nikan angegriffen und ihn gebissen! Als wir an diesem Haus vorbeiliefen und schon gute 50 Meter entfernt waren, sprang dieser Hund wie aus dem Nichts auf uns zu! Wir hatten ihn davor nicht einmal gesehen!
Der Hundehalterin sagte ich ganz deutlich, dass ihr Hund dringend einen Maulkorb benötige! Ein weiteres Mal kommt sie nicht so einfach davon! Dann werde ich dafür sorgen, dass er einen Maulkorb in der Öffentlichkeit tragen muss! Ihre Aussage war nur, dies wäre halt ein typisches Rüdeverhalten. Von Wegen, Rüdeverhalten! Aggressiv und hinterhältig ist dieser Hund. Für derartige Hunde ist ein Maulkorb unabdingbar

Aus welchem Grund auch immer man seinem Hund einen Maulkorb anlegen möchte, letztlich ist es jedem seine persönliche Entscheidung.
Ich habe gelernt, dass es immer darauf ankommt, wie man mit den Leuten spricht. Der überwiegende Teil hat großes Verständnis für meine ablehnende Haltung bezüglich des „Streichelns“ von Nikan. Und der minimale Teil derer, die hierfür kein Verständnis haben, ja sogar noch hinterher maulen, offen gesagt, die sind mir schnuppe.


„Mit Schweigen ist im Unglück nichts getan“. ( Euripides)